Schlechter Rat ist auch teuer

Ich darf mal wieder am Mythos "Markenwerkstätte" kratzen. Im Motor-Blog zwei Beispiele aus dem Alltag, wie sowohl Fachbetrieb als auch ÖAMTC von zickigen Klimaanlagen "eiskalt" erwischt wurden. Und dabei hätte ein bisschen Nachdenken schon geholfen, kühlen Kopf zu bewahren...

Bildquelle: B.Stolze  / pixelio.de
Bildquelle: B.Stolze / pixelio.de

FALL 1: Audi A4, Baujahr 2005.

Eines Tages verweigert die Kiimaanlage ihren Dienst. Sie schaltet sich einfach nicht ein, egal wie heiß es ist und wie weit man den Temperaturregler runterdreht. Der Kunde sucht die Audi-Markenwerkstätte auf, in der Erwartung fachkundigen Rates. Er bekommt eine "fundierte" Diagnose: Der Klima-Kompressor sei hinüber und die Anlage überdies voll mit Spänen. Daher müsse die komplette Anlage zerlegt und in Stand gesetzt werden. Geschätzte Kosten: EUR 2.000.-!


Der Kunde zögert mit dem Reparaturauftrag und wendet sich an mich - im Nachhinein erspart ihm das sehr viel Geld. Mir genügt nämlich ein Blick auf die Temperaturanzeige, um das tatsächliche Problem zu erkennen. Dort wird eine Außentemperatur von minus 29 Grad angezeigt. Klar, dass sich bei so einem Wert die Klimaanlage nicht einschaltet, sie würde umgehend einfrieren und kaputt gehen. Quasi als "Selbstschutz" kühlt sie nicht mehr ab einer Außentemperatur von plus 4 Grad.


Also ist nur der Temperaturfühler defekt und gibt der Klimaanlage die falsche Information, es sei draußen arktisch kalt. Reparaturkosten? Vernachlässigbar. Der neue Fühler kostet EUR 13.- und ist in einer Minute eingebaut.

Bildquelle: Claudia Hautumm  / pixelio.de
Bildquelle: Claudia Hautumm / pixelio.de

FALL 2: Golf IV, Baujahr 2003.

Auch hier will die Klima nicht mehr kühlen. "Der ÖAMTC weiß sicher, was los ist", denkt sich der hoffnungsfrohe Fahrer. Leider nicht so wirklich, denn hier lautet die (vorschnelle) Diagnose: Die Kimaanlage sei leer, habe irgendwo ein Leck, nachfüllen sei damit sinnlos. Auf ein Prüfgerät verzichtet der fachkundige Techniker.

 

Das wäre aber gut gewesen, denn es hätte sofort angezeigt, dass genug Kühlmittel vorhanden ist. Zweites Indiz: Die Klimaanlage schaltet sich ein, was sie bei zuwenig Kühlmittel aus "Selbstschutz" nicht tun würde. Die tatsächliche Ursache: Der Klimakompressor ist defekt und bringt keine Leistung mehr. Der Kunde erspart sich eine aufwändige und teure Suche nach einem nicht vorhandenen "Geister"-Leck.

 

Zusammenfassend: Die Fehlersuche ist oft verzwickt und gleicht Detektivarbeit. Aber ab und zu genügt auch der Hausverstand. Wie heißt es bei Sherlock Holmes: "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag." :-)

Euer Markus Blazej